Rubrik: Studien

03. November 2023

CFP: Ernst-Weiß-Jahrbuch 1 (2024): Allgemeine Beiträge und Schwerpunkt „Ernst Weiß und Franz Kafka“  (18.12.2023)

Mit dem Ernst-Weiß-Jahrbuch, das ab 2024 voraussichtlich im Universitätsverlag Winter erscheinen soll, schließen wir an die von 1973–76 und 1983–89 von Peter Engel herausgegebenen Weiß-Blätter als Organ für die internationale Ernst-Weiß-Forschung an. 90 Jahre nach den Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933 wollen wir damit erneut eine Forschungsplattform für Beiträge zu diesem „tragisch vergessenen“ (FAZ) unter den von den Nationalsozialisten verfolgten Autorinnen und Autoren bieten.


Der Schriftsteller und Arzt Ernst Weiß (1882–1940), zeitweise ein enger Freund Franz Kafkas, wurde in der Zwischenkriegszeit zu den bedeutendsten Romanciers der Weimarer Republik gezählt – so identifizierte Thomas Mann Weiß 1924 als das „wohl das stärkste Talent unserer neuesten Prosadichtung“. Weiß’ Biographie ist typisch für die tragisch gebrochenen Lebensläufe, Netzwerke und die Rezeption jüdischer Schriftsteller und Schriftstellerinnen im Nationalsozialismus. Im April 1933, schon wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Reichstagsbrand, siedelte er von Berlin zunächst nach Prag über, 1934 emigrierte er nach Paris, wo er in prekären Verhältnissen lebte und von Stefan Zweig und Thomas Mann finanziell unterstützt wurde, denen er seine beiden im Exil bei Querido in Amsterdam und Humanitas in Zürich publizierten Romane Der arme Verschwender (1936) und Der Verführer (1938) widmete. Weiß wählte im Juni 1940, am Tag des Einmarsches deutscher Truppen in das zur offenen Stadt erklärte Paris, den Freitod. Ein Großteil seines Nachlasses gilt als verschollen.

Mehrfach musste das Werk von Ernst Weiß ‚wiederentdeckt‘ werden: zuerst in den 1960er Jahren mit der Publikation seines letzten, im Exil entstandenen Romans Der Augenzeuge, zuletzt um 1982 von Peter Engel und Volker Michels, die bei Suhrkamp seine Gesammelten Werke in 16 Bänden herausgaben. Trotz großer Resonanz in den 1980er Jahren war diese ‚Renaissance‘ nicht von Dauer.

Angesichts dieser bedauernswerten Situation und der durch das Erlöschen der Urheberrechtsschutzfrist 2010 erfolgten Flut ungenügender Ausgaben ist es angezeigt, sich Ernst Weiß und seinem Werk erneut aus dezidiert literaturwissenschaftlicher Perspektive zu nähern, um seine eminente Bedeutung für die deutschsprachige Literatur und seine Relevanz für die Gegenwart herauszuarbeiten.
Das zu diesem Zweck gegründete Ernst-Weiß-Jahrbuch soll neben einer allgemeinen Sektion literaturwissenschaftlicher Abhandlungen auch Platz für Rezensionen und Editionen relevanter Materialien bieten. Eine weitere Sektion soll sich jährlich einem Schwerpunktthema widmen, wobei das erste Heft zum 100. Todestag Franz Kafkas 2024 „Ernst Weiß und Franz Kafka“ fokussiert.

Bitte senden Sie Beitragsvorschläge von ca. 500 Wörtern für die allgemeine Sektion oder das Schwerpunktthema 2024 „Ernst Weiß und Franz Kafka“ mit kurzen bio-bibliographischen Angaben zu Ihrer Person bis zum 18.12.2023 an Peter Engel (peter_engel@gmx.de) und Diego León-Villagrá (diego.leon-villagra@uni-weimar.de). Die Abgabe der fertigen Beiträge für das Ernst-Weiß- Jahrbuch 1 (2024) erbitten wir zum 1.4.2024.

Peter Engel

Diego León-Villagrá
Bauhaus-Universität Weimar, Belvederer Allee 9, 99425 Weimar

03.11.2023     Rubrik: Studien

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